Einweihung

 

Dornröschen ging ein die Kammer und entdeckte das Spinnrad. Jener Teil des Schlosses der ihr verboten war, enthält eine ernüchternde Entdeckung. Sie kannte das Schloss und wusste von jener Kammer, doch als sie diese öffnete, erwartete sie etwas das ihr den Atem nehmen würde. Sie erwartete ein Geheimnis. Das Spinnrad aber ist ein Werkzeug und kein Geheimnis. Diese werden wärend des Spinnens erzählt und gelüftet. Spinnen war eine Tätigkeit die Frauen gemeinsam ausübten. Es war nichts für Prinzessinen, denn das, was dort geredet wurde, drehte sich, wie könnte es anders sein, um die Sexualität, das Wissen wie man sich als Frau in einer brutalen und herzlosen Zeit gegenüber den Männern behaupten kann. Für Dornröschen ein Tabuthema, denn sie war ja wohl behütet und musste nicht um ihr überleben kämpfen. Trotzdem wollte sie es erfahren, das was diese Frauen wussten.

 

Durch das Verbot des Königs in seinem Schlosse, ja sogar im ganzen Königreich zu spinnen, war sie alleine in der Kammer mit dem Spinnrad. Ihr Wissen bezüglich des Blutes in ihrem Körper beschränkte sich auf das, welches aus ihr floss wenn sie sich verletzte. Also verletzt sie sich und geht zur Heilerin im Wald, die zwar vom König aus dem Schloss verbannt wurde, aber noch immer ihr Wissen weitergepflegt und -entwickelt hat. Sie freut sich dass Dornröschen den Weg zu ihr gefunden hat und gibt ihr das was ihr in ihrer Ausbildung zur Königin fehlt. Die Einweihung in den Zyklus des Mondes. Und damit auch die Geheimnisse die eine Frau kennen muss, wenn sie sich auf die Sexualität einlässt und NICHT schwanger werden möchte.

 

Es ist noch nicht lange her, da war Abtreibung und Verhütung immer noch eine „verteufelte“ Wissenschaft. In Australien wurden Menschen umgebracht, weil sie dieses Wissen an die weissen Farmerfrauen weitergaben. In Europa wurde es nur von wenigen Ärzten und so nicht oder schlecht gelehrt. In Afrika, Asien und Amerika wurden Menschen gezwungen Kinder zu bekommen die andere Nationen ihnen aufzwangen, weil das Wissen fehlte, wie man sich schützt vor einer ungewollten Schwangerschaft. Auch der Papst hat dazu beigetragen. Erst seit kurzem sind junge Frauen in der Lage selber darüber zu entscheiden, wann sie bereit sind ein Kind zu empfangen.

 

Bevor eine Schwangerschaft zustande kommt ist ein Detail nicht zu vergessen. Eine Frau ist erst dann eine Frau, wenn sie blutet. Und nicht so wie Dornröschen, indem sie sich verletzt. Sie muss den Zyklus des Mondes nicht nur verstehen, sondern auch erleben.

 

Auch heute ist das Thema Blut eine geheime Sache. Ein Ritual zu gestalten, indem Blut nicht als Böses Ohmen sondern als Gabe des Körpers für kommendes Leben gilt, ist eine grosse Herausforderung. Es gibt nach meiner Erfahrung zwei, sich gegenüberstehende Parteien. Jene die sich neugierieg und wissbegierig diesem Thema widmen, egal welches Geschlecht sie haben auf der einen Seite und jene die Geheimnisse bewahren möchten und die Trennung Mann und Frau als unbedingt notwendig erachten, auf der anderen. Beide haben überzeugende Argumente. Beide sind sich aber einig, dass wir Rituale brauchen um einen gesunden Umgang mit dem Thema Blut zu erhalten.

 

Ich persönlich glaube, dass wir nur indem wir gemeinsam Spinnen und Geschichten erzählen, zu jenen Ritualen finden können, die uns nicht verletzen. Allein tut jede Erinnerung an vergangene Bluttaten zu weh, als dass wir nicht erneut mit einem Ritual jemandem schaden zufügen. Rache ist keine Lösung. Indem wir, so wie es der Buddhismus und der Hinduismus lehrt, Mitgefühl und Hingabe üben, erhalten wir Zugang zu den verschlossenen Herzen derjenigen, die sich oder ihre Stämme als Opfer betrachten. Es ist nicht einfach, meine eigenen Narben zu schliessen und zu verzeihen. Wie viel schwieriger ist es jemand anderen davon zu heilen. Wenn wir uns wie die Spinne verhalten und Netze bauen, die uns verbinden, werden wir einen Weg finden uns und unsere Welt zu heilen. Davon bin ich heute überzeugt.

 

 

 

 

 

 

 

 

diplomarbeit thema märchen und rituale
in dieser Arbeit beschreibe ich Rituale die aus den uns bekannten Märchen entfernt wurden. Es geht um Verbundenheit mit der Natur, der eigenen Persönlichkeit und der Integration vom Menschen in eine Gesellschaft ohne Grenzen
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unsere Haut ist das grösste Organ unseres Körpers, indem wir ihr Aufmerksamkeit schenken und sie nicht nur verdecken integrieren wir das was uns unter die Haut gegangen ist in unser Leben
unsere Haut ist das grösste Organ unseres Körpers, indem wir ihr Aufmerksamkeit schenken und sie nicht nur verdecken integrieren wir das was uns unter die Haut gegangen ist in unser Leben

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http://natu-r-leben.jimdo.com/

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