Die Namensgebung

 

Der Mensch hat seit Anbeginn der Zeit die Gabe Namen zu geben. Erst wenn ein Etwas zu einem Jemand geworden ist, kann ich in Beziehung mit ihm treten und von ihm lernen. Bei der Namensgebung im Märchen geht es also nicht nur darum wie das Kind heisst, sondern auch darum, wer die nächsten Bezugspersonen sind. Und wie diese den neuen Erdenbürger begrüssen und willkommen heissen. Im Falle von Dornröschen mit einem rauschenden Fest, auf dem alle eingeladen sind, die ihr in Zukunft als Lehrer und Patinnen, neben dem König, zur Seite stehen werden.

 

In der Erschaffung der Welt in den verschiedensten Kulturen und Religionen, werden Namen gegeben. Gott erschaft das Wasser und sieht das es gut war... und so weiter. In der Kindergeschichte „Tao Tao“ erklärt eine Pandabärenmutter ihrem Jungen in Geschichten was die andern Tiere tun und wie diese zu ihren Namen gekommen sind. In der „Unendlichen Geschichte“ von Michael Ende, reist der Held nur zur Prinzessin, weil der menschliche Junge Bastian ihr einen Namen geben konnte. Immer wieder werden wir dazu aufgefordert, etwas zu einem Jemand zu machen. Wieso hören wir auf damit, wenn es um uns selber geht?

 

Jeder Monat wurde mit einem Namen benannt. Der erste Mond der Prinzessin den sie erleben durfte, war vielleicht jener im Mai. Der Frühling war also ihr Pate zu diesem Zeitpunkt und sie hat erlebt wie die Blumen zu knospen begannen. Die Rose war also noch nicht sichtbar, aber schon als Ahnung vorhanden. Das was das Mädchen erleben konnte waren die Dornen. So ist es naheliegend, dass sie zu Dornröschen wurde. Der Monat Mai hiess also der Monat der Knospenden Rosen. Der April war vielleicht, sehr regnerisch und bekam den Namen Mond des Regens oder der Frösche. Und so geht es das ganze Jahr hindurch. Bis alle Monde vom Kind benannt und in eine Beziehung zu seiner Welt und ihren Bewohnern gebracht werden kann.

 

In meiner Geschichte sind es zwölf Jahre, weil eben der 13. Mond verflucht und ausgelassen wurde. Die Zusammenkunft der Prinzessin mit ihrer Ahnin ist ein wichtiger Teil ihrer Lehre als Königin über die Welt. Denn erst jetzt lernt sie, dass ihr Körper eine Eigenschaft hat, die der Ihres Vaters und der der männlichen Paten nicht haben. Er blutet von selber und das jeden Monat. Für einen Mann wie den König scheint das ein Fluch zu sein. Für eine ausgebildete Heilerin ist es ein Geschenk der Natur. Indem wir auch dieses Ereignis mit einem Namen benennen, müssen wir uns nicht mehr vor einer unbekannten Gefahr schützen. Wir können in eine direkte Beziehung zum „blutenden Mond“ treten und mit ihm auch kommunizieren.

 

Eine Namensgebung ist also nicht dasselbe wie die Taufe. Es ist ein Ritual, das uns das Unbekannte Vertraut machen soll, um mit ihm in der Zukunft zusammen leben zu können. Wir können es jeden Morgen aufs Neue wiederholen, indem wir staunend in unserer Umgebung betrachten was es zu Sehen, zu Hören, zu Spühren und zu Erleben gibt. Wenn wir alles mit Augen betrachten, die etwas zum ersten mal staunend sehen, können wir immer wieder neue Namen finden für das Alte, welches mit der Zeit seinen Reiz verliert und langweilig wird. Wir können so auch vergeben und und lösen uns von jenem, was wir nicht mehr benennen wollen oder können. Wenn wir aber etwas nicht mehr sehen, hören, fühlen möchten, können wir diesem „Ding“ und seinem Namen nicht verzeihen, auch wenn wir es immer und immer wieder aus unserem Leben verbannen.

 

Bezeichnend ist auch im Märchen, egal in welchem, dass der König meist nicht mit Namen bekannt ist. Es könnte so ja eine Verbindung zu einer real existierenden Person hergestellt werden. Indem ich den König zur Sonnen werden lasse, gebe ich ihm einen Platz in unserem Planetensystem. Als lebendige Person ist er König, als Symbol hat er die Macht der Sonne. Wie dieser König mit Namen heisst, ist unwichtig. Für unser Planetensystem gibt es nur eine Sonne. Wir befinden uns auf der Erde. Erst wenn wir irgendwo ohne Halt im Weltraum schweben, wird es sehr wichtig auch unserer Sonne einen Namen zu geben. Nur so könnten wir sie von den unzähligen andern Sternen unterscheiden und zu ihr zurückkehren!

 

 

 

 

 

diplomarbeit thema märchen und rituale
in dieser Arbeit beschreibe ich Rituale die aus den uns bekannten Märchen entfernt wurden. Es geht um Verbundenheit mit der Natur, der eigenen Persönlichkeit und der Integration vom Menschen in eine Gesellschaft ohne Grenzen
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unsere Haut ist das grösste Organ unseres Körpers, indem wir ihr Aufmerksamkeit schenken und sie nicht nur verdecken integrieren wir das was uns unter die Haut gegangen ist in unser Leben
unsere Haut ist das grösste Organ unseres Körpers, indem wir ihr Aufmerksamkeit schenken und sie nicht nur verdecken integrieren wir das was uns unter die Haut gegangen ist in unser Leben

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